Nach der Aufruhr in der Rigaer Straße steht nun unser Kiez-Ballermann im Fokus der Lokalnachrichten: die Simon-Dach-Straße. Um den stets wachsenden Besucherströmen entgegenzuwirken, hat das Bezirksamt nun beschlossen, die Friedrichshainer Partymeile in den Angeboten von Visit Berlin nicht mehr aufzuführen. Jedoch ist zweifelhaft, ob die Zielgruppe von Visit Berlin „hippe Party Hotspots“ sucht – und die Streichung aus deren Angeboten überhaupt etwas bewirken wird.
Das nächtliche Publikum auf der Simon-Dach-Straße ist schnell typisiert: Sauf-Touristen, Feier-Touristen, Touristen, die den Berliner Lifestyle suchen, Teenies, Junggesellenabschiede. Aber auch Berliner, die wahrscheinlich gerne am (echten) Ballermann Urlaub machen. Und eine Hand voll Ur-Friedrichshainer, die ihren Kiez lieben und wehmütig an die „alten Zeiten“ erinnern.
Diese Woche spricht die Berliner Zeitung von „knöchelhohen Scherbenteppichen“, Gewalt und nach Urin stinkenden Hauseingängen. Naja. Ich durchquere diese Straße zu allen Tages- und Nachtzeiten und kann das nicht bestätigen (rund um die Oberbaumbrücke sieht das anders aus). Klar, besoffen sind se – und es ist laut. Allein schon wegen der Menschenmassen, die sich Abend für Abend dort aufhalten.
Die Anwohner bitten um Ruhe!
Ganz genau, denn wer auf die Simon-Dach zieht und „hip und szenig“ wohnen möchte, bezahlt dann auch schon mal ein paar Euro mehr als in den umliegenden Straßen. Und dieses Klientel möchte natürlich in seiner „szenigen Hippness“ nicht von feiernden „szenigen, hippen“ Party Peoples gestört werden. Das alte Spiel. Gerade aktuell passiert das übrigens auf dem Technostrich: die Häuser auf der Revaler Straße gegenüber des RAW-Geländes werden kernsaniert und zu hohen Preisen neu vermietet… Eigentlich sollten die Mieten in partylastigen Straßen günstiger sein und entsprechend von Studenten & Co. besiedelt werden. Das wäre doch mal ein nettes Experiment.
How to Survive the Simon-Dach-Straße
Falls ihr doch mal dort strandet: Ruhe bewahren. So schlimm, wie es gerne dargestellt wird, ist es nicht. Mehr als normale Leute (die nachts auch mal betrunken sind), normales Essen (Fleisch aus Massentierhaltung und Soßen aus der Tüte) und lieblos gemachte Drinks („24h Happy Hour“) wird euch nicht zustoßen.
Montags herrscht übrigens inoffizieller Ruhetag – da ist wohl auskatern angesagt oder An- bzw. Abreisetag.
Save the Simon-Dach-Straße
Die Simon-Dach-Straße hat eine Daseinsberechtigung und erfüllt ihren Nutzen auch für diejenigen, die das „kulinarische Angebot“ dort nicht mögen. Denn dort sammeln sich jene Touristenhorden, die sonst in den Bars wären, in die Berliner gerne gehen. Und je mehr sich in den Bars dort ausknocken, umso kürzer sind die Schlangen vor den Clubs.
Außerdem: Wenn an warmen Tagen bzw. Nächten tausende Menschen vor den Bars oder auf der Straße sitzen, versprüht Berlins Ballermann seinen ganz eigenen Charme.
Ein Gedanke zu „Ballermann Simon-Dach-Straße“