Falls ihr wissen wollt, welche Band ihr 2020 auf keinen Fall verpassen solltet, dann mal die Öhrchen gespitzt: Die Arbeit heißt sie und ist im Post-Punk Zuhause. Am 21. Februar haben sie ihr Debütalbum “Material” veröffentlicht und sind gerade auf Deutschlandtour. Vorhang auf für diese großartigen Künstler aus Dresden!
Meine Begeisterung für Die Arbeit entfachte im Dezember 2018. Ich hatte Tickets für Vizediktator und las ihren Namen im Vorprogramm. Als ich am Morgen des Konzerts ihren bis dato einzigen veröffentlichten Song hörte, klappte mir förmlich die Kinnlade herunter. “Leichen” hieß er und sollte erst der Anfang sein. Gespannt wie ein Flitzebogen ging ich zum Konzert – und kam geflasht wieder heraus.
Endlich! Das Album ist da
Seit diesem Tag fieberte ich regelrecht neuem “Material” von Die Arbeit entgegen. Die Reviews des Albums haben meine Vorfreude auf eine fast schon unangenehme Art und Weise strapaziert: „Diese Band kommt wie gerufen“ (Visions Magazin) oder „Material klingt […] wie ein kommender Klassiker der deutschen Post-Punk-Geschichte.“ (OxFanzine). Recht haben sie!
Die zehn Songs auf “Material” sind düster, drängend und tanzbar. Schlagzeug und Bass sind eine Einheit, die das Fundament der Songs bilden. Sie sind schnell, treibend und monoton. Die Arbeit spielt innerhalb der Songs mit Geschwindigkeit und asynchronen Beats. Die Gitarrenriffs verleihen dem Rhythmus einen rauen, industriellen Charakter. Die markante Stimme des Sängers steht für sich und passt zu diesem Sound. Die Bandbreite seines Gesangs bewegt sich zwischen melancholisch-langgezogen und aggressiv-fordernd bis hin zu schreiend. Manche Worte betont er scharf, wodurch er sie bildlich unterstreicht. Die Texte sind avantgardistisch und relevant. Ihre Botschaften drücken sie teils klar auf den Punkt aus, meist jedoch verpacken sie sie in Poesie und lassen Raum für Interpretationen. Liebhaber der deutschen Sprache kommen definitiv auf ihre Kosten.
Die Arbeit erinnert an Joy Division, aber da schwingen noch diverse andere Einflüsse mit. “Material” folgt musikalisch und inhaltlich einem roten Faden und man wird durch den dramaturgischen Aufbau jedes einzelnen Songs mitgerissen. Diese Musiker haben etwas zu sagen und es lohnt sich, ihnen zuzuhören. Sechs von fünf Sternen.
Die Arbeit live im Badehaus Berlin
Letzten Donnerstag machte Die Arbeit Station im Badehaus Berlin und es war großartig. Man hört deutlich, dass sie schon eine Weile zusammen Musik machen.
Bemerkenswert war die Stille in den Songpausen. Das Publikum war mucksmäuschenstill und schenkte all seine Aufmerksamkeit den vier Musikern auf der Bühne (mir inklusive, ich war gespannt und gebannt zugleich). Frontman Maik Wieden hat das gewisse Etwas, was ein Sänger neben einer guten Stimme braucht: Aura. Seine Performance erinnert an Ian Curtis in seinen besten Zeiten, doch diese Unnahbarkeit und Kälte bricht er mit einer äußerst sympathischen Art, wenn er spricht. Mein Eindruck: Die Arbeit sind coole, intelligente und echt gute Typen. Zusätzlich bestätigt wurde mir das am Merch-Stand, an dem sie den auf dem Album-Cover abgebildeten Ziegelstein verkaufen und die Einnahmen an eine Organisation für Seenotrettung spenden. Toll <3
Genug geschwafelt! Hört selbst.
“Material” von Die Arbeit könnt ihr unter anderem auf Spotify hören:
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Ihr merkt schon, mich haben sie längst eingesackt. Ich hoffe, dass sich diese großartigen Künstler durchsetzen und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.